Wie viel sind Fundtiere wert?

Veröffentlicht auf von Acher-Rench-Zeitung

2011 steht eine finanzielle Neuordnung des Tierschutzes an / Mehrere Gemeinden rangeln um jeden Cent

Eine unterfinanzierte Katzenstation in Achern, ein Tierheim mit uralter Heizung in Ottersweier: Nächstes Jahr entscheiden mehrere Gemeinden, wie viel ihnen der Tierschutz in der Umgebung wert ist. Harte Verhandlungen stehen bevor.

 

Die Zukunft des Tierschutzes entscheidet sich derzeit in Seebach Bürgermeister Reinhard Schmälzle verhandelte zusammen mit seinem Amtskollegen Stefan Hattenbach aus Kappelrodeck im Auftrag mehrerer Gemeinden um die künftige Finanzierung des Tierheims Maria Münter in Ottersweier und des Tierschutzvereins in Achern. Die Einrichtungen, die sich in der Region um Fundtiere kümmern, hatten zuletzt über massive Geldprobleme geklagt. Der Tierschutzverein, der eine Katzenauffangstation betreibt, boykottierte zuletzt gar die Aufnahme von Tieren aus Seebach, weil sich die Gemeinde geweigert hatte, einen Vertrag über eine Pauschale für Fundtiere zu unterzeichnen.
Beitrag pro Einwohner
Der Vorschlag der Unterhändler sieht vor, dass die Katzenstation in Zukunft zehn Cent pro Einwohner erhält. Betroffen sind die Gemeinden Achern, Rheinau, Kappelrodeck, Sasbachwalden, Ottenhöfen, Lauf, Seebach, Sasbach und Renchen, die Fundkatzen beim Tierschutzverein Achern abgeben. In den meisten dieser Gemeinden stehen Anfang 2011 Haushaltsberatungen an. In Sasbachwalden und Kappelrodeck liegt die Entscheidung bereits vor: Die Gemeinderäte beschlossen nach langen Diskussionen, die Zehn-Cent-Regelung zu übernehmen.
Die Erhöhung liegt am untersten Ende dessen, was der Tierschutzverein gefordert hatte. So zahlte Seebach bisher jährlich 60 Euro an den Verein. Durch den neuen Vertrag erhöht sich der Betrag auf 145 Euro. Verwehren können sich die Gemeinden den Ausgaben kaum, denn sie sind gesetzlich für »Fundsachen« zuständig – und dazu zählen auch Tiere.
Beliebt sind die Mehrkosten freilich nicht. Schmälzle spricht von einem »Diktat der Kosten« und verweist auf die Förderungen anderer Gruppen. Frédérique Weiss konttert: »Die Bürgermeister stellen uns auf die gleiche Stufe wie einen Musikverein«, sagt die Vorsitzende des Acherner Tierschutzvereins. Sie hatte bereits vor einem Jahr den betroffenen Gemeinden einen Fundtier-Pauschalvertrag angeboten. Die meisten meldeten sich nicht, der Sasbachwaldener Bürgermeister Valentin Doll kam in einem Brief gleich zur Sache: »Den Vertrag werde ich nicht unterzeichen.«
20 000 Euro für Tierärzte
Laut eigenen Angaben entstehen dem Verein pro Jahr etwa 30 000 Euro an Kosten, davon zwei Drittel für Tierarzt-Behandlungen. Den überwiegenden Anteil bestreite man durch Mitgliedsbeiträge und Spenden, sagt Weiss. Für den Betrieb der Katzenstation, die derzeit komplett ehrenamtlich geführt wird, brauche man aber dringend eine 400-Euro-Kraft.
»Wir haben dem Tierschutzverein ein Gelände im Wert von 61 000 Euro kostenlos zur Verfügung gestellt«, hält Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach dagegen. Mit einer Pauschale von 2560 Euro gibt die Stadt derzeit am meisten für den Tierschutz aus. Doch auch Muttach befürwortet einen neuen Vertrag mit einer einheitlichen Regelung. 2011 werden die Weichen für die Zukunft des Tierschutzes gestellt.

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Die Katzenauffangstation in der Neulandstraße ist voll ausgelastet.

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Veröffentlicht in Seebach

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