Mediathek ist keine Konkurrenz

Veröffentlicht auf von Acher-Rench-Zeitung

Oberkircher Buchhändler haben keine Vorbehalte gegen neue Einrichtung / Umsatzrückgang bei Romanen

Seit knapp zehn Monaten hat die Oberkircher Mediathek geöffnet. Zur Konkurrenz für die Oberkircher Buchhändler ist sie in dieser Zeit nach deren Aussage nicht geworden. Vielmehr ergänzen sich die Lesestofflieferanten gegenseitig.

 

Buchhändlerin Gabriele Maier ist froh über die räumliche Nähe der Grimmelshausen-Buchhandlung zur Oberkircher Mediathek. Zusammen bilden die beiden jetzt ein »Planquadrat des Wissens«, so Maier. Statt Konkurrenz gibt es hin und wieder sogar eine Zusammenarbeit So steht man nicht nur in ständigem Austausch über Neuerscheinungen, sondern man organisiert zusammen auch Lesungen oder Büchertische. Schließlich arbeitet man gemeinsam für dieselbe Sache, nämlich die Leseförderung.
In Sachen Aktualität haben die Buchhändler Vorteile gegenüber der Mediathek, wo man des Öfteren bei großer Nachfrage auf aktuelle Titel warten muss. Das zeigte sich laut Maier zum Beispiel während der Sarrazin-Debatte. Viele wollten das Buch so schnell wie möglich lesen, um mitdiskutieren zu können und sich eine eigene Meinung darüber zu bilden. Nicht vergessen darf man natürlich, dass durch den Kauf das Buch Eigentum des Kunden ist. Nicht umsonst steht auf der Internetseite der Grimmelshausen-Buchhandlung ein Zitat von Friedrich Nietzsche: »Ein Buch, das man liebt, darf man nicht leihen, sondern muss es besitzen.«.
Und in Oberkirch und Umgebung gibt es noch genug Leute, die Bücher lieben. So haben die Buchläden Stammkunden, die dort immer wieder einkaufen. Doch bei allen positiven Aspekten, die der Bau der Mediathek mit sich brachte, gibt es auch Punkte, die den Buchhändlern etwas aufstoßen. Natürlich kann die Einrichtung Anregung liefern, sich ein bestimmtes Buch zu kaufen, aber besonders bei Romanen, die meist nur einmal gelesen werden, macht sich die Mediathek bei der Buchhändlerbilanz etwas bemerkbar. Negative Befürchtungen seitens der Buchhändler gab es laut deren Aussage nicht. Der Standort der neuen Bildungseinrichtung wirkt sich nur einseitig positiv aus. Während die Grimmelshausen-Buchhandlung dadurch an Laufkundschaft zulegen konnte, muss Georg Börsig von der Bücherinsel in der Bahnhofstraße auf diese Kundschaft verzichten. Bitter, wenn man bedenkt, dass die Bibliothek früher in dieser Straße war. Aber dieses Umsatzminus könne man verkraften, so Börsig.
Die Architektur des Mediatheksgebäudes bewerten die beiden Buchhändler unterschiedlich: Während Maier die moderne Architektur der Mediathek gelungen findet, denkt Börsig, dass man den Neubau auch etwas schlichter hätte gestalten können. Das Ziel: mehr Geld für die Medien zur Verfügung zu haben, die seiner Meinung nach eigentlich im Mittelpunkt stehen sollten.
Ein Vorteil der Mediathek, den die Buchhändler selbstverständlich nicht haben, sind die niedrigen Kosten für die Lektüre. Mediaktheksleiterin Berit Dietsche spricht hier von einem »sozialen Auftrag«, denn die Mediathek ist offen für alle. »Gerade in Zeiten, in denen die soziale Schere immer weiter auseinandergeht, ist es wichtig, allen die Möglichkeit zu bieten, sich mit Medien zu beschäftigen«. Unabhängig von den finanziellen Mitteln des Einzelnen.
Vor allem bietet die Mediathek ein sehr großes Angebot. Gut 10 000 neue Medien wurden allein 2010 beschafft. Das Klischee der veralteten, verstaubten Bibliothek greift nicht, denn fast täglich kommen neue Medien an. Dies sei wichtig, um den aktuellen Stand widerzuspiegeln.
Bei hoher Nachfrage nach einem neuen Buch, muss man allerdings gerade am Anfang etwas warten. Um die Wartezeit zu verkürzen, ist in solchen Fällen das Buch oft gleich zweimal vorhanden. Schließlich sollen alle das Buch schnell lesen können.

STICHWORT
200 bis 800 Besucher täglich
Die Bilanz von Berit Dietsche, der Mediatheksleiterin, nach einem knappen Jahr Mediathek fällt positiv aus. So werde die Einrichtung von der Bevölkerung Oberkirchs und der umliegenden Gemeinden sehr gut angenommen. Alle Altersgruppen seien sowohl bei den Mitglieder als auch bei den häufigen Führungen vertreten.
200 bis 800 Menschen kommen täglich in die Mediathek, die mit einem großen Medienangebot von der Zeitschrift bis zum Spiel und bequemen Sitzmöglichkeiten lockt.
Und auch überregional, in Bibliothekar-Fachkreisen, Politik oder Wirtschaft, stößt sie auf Zuspruch. Dietsche: »Neugier und Interesse sind sehr groß."

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Die Oberkircher Mediathek hat seit März 2010 geöffnet. Bis zu 800 Menschen gehen hier täglich ein und aus.  

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Veröffentlicht in Oberkirch

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