Eine Nacht im Renchener Museum

Veröffentlicht auf von Acher-Rench-Zeitung

Doris Schlecht und Heinz Schäfer informierten über Grimmelshausen und die Mühlenordnung

Das kulturelle Erbe einer Region stand europaweit in der Nacht zum Sonntag im Mittelpunkt – so auch in Renchen. Erstmals beteiligte sich die Grimmelshausenstadt an der »Nacht der Museen« – mit Erfolg, wie sich zeigte. Viele Kulturinteressierte stürmten das Simplicissimus-Haus.

 

Das diesjährige Motto der vor fünf Jahren ins Leben gerufenen Initiative »Printemps musées« lautete »Lichter der Nacht« Für Erleuchtung sorgten auch Doris Schlecht und Heinz Schäfer mit ihrem fundierten Wissen rund um das Simplicissimus-Haus und Renchens ehemaligen Schultheiß Johann Christoph von Grimmelshausen. Die Tatsache, dass am Montag zudem der Deutsche Mühlentag begangen wurde, veranlasste die beiden Experten zudem, die Renchener Variante zur »Nacht des Museen« zusätzlich mit interessanten Details um die Mühlen der Stadt zu erweitern.
Entdeckungsreise
Nachdem die beiden im überfüllten Museumskeller Wissenswertes über die alte Mühlenordnung zum Besten gaben, konnten sich die Besucher einer mit Laternen begleiteten Entdeckungsreise durch die Renchener Innenstadt anschließen. Wie einst die Nachtwächter zur Zeit Grimmelshausens führte auch ihr Weg durch die Gassen des Städtchens. Auf den Spuren der Nachtwächter aus damaliger Zeit begaben sich die Kulturinteressierten auf einen der Wächterrundgänge, die aufgrund der »Renchener Feuerordnung« aus dem 17. Jahrhundert auf der Tagesordnung standen.
Ehemalige Mühlen
Doris Schlecht und Heinz Schäfer stellten dabei nicht nur die ältesten Gebäude der Stadt vor, sondern führten die Besucher auch an die drei ehemaligen Mühlen entlang des Mühlbachs. Dabei erklärten sie auch, welche herausragende Bedeutung den Mühlen zu früheren Zeiten zuteil wurde. Zitate aus der seit 1648 existierenden Mühlenordnung zeigten dabei auf, das schon in damaliger Zeit gesetzliche Regelungen das Leben bestimmten. Auch wurde den Gästen ein Blick in das Original der »Mühl-Ordnung« vom 13

 

Oktober 1667 gewährt, die Grimmelshausen seinerzeit überarbeitet hatte.
Schließlich führte der geschichtliche Stadtrundgang entlang des Mühlbachs, vorbei an der »Stadtmühle«, der so genannten »Stiftsmühle« sowie der »Ölmühle«. Unter dem Aspekt »Mühlen im Wandel der Zeiten« machten Schäfer und Schlecht zudem Ausführungen zur historischen Notwendigkeit dieser Mühlen. Unter anderem wurde deutlich, dass Mühlen zu Unrecht aufgrund ihrer abgelegenen Lage vom Ortskern oftmals als verrufene Orte galten, wo Spuk und Geister ihr Unwesen getrieben haben sollen. Abgerundet wurden die Ausführungen durch die Geschichte der »Schönen Müllerin von Erlach«, die im Jahr 1551 als Mörderin und Hexe unter dem Richtschwert starb.
Verschiedene Nationen
Thema des Abends war auch die Renchener Stadtgeschichte. Die beiden Experten informierten vor allem über die Folgen kriegerischer Zerstörung. Schwedische Soldaten und grenzüberschreitende französische Truppen verwüsteten vor allem beim 30-jährigen Krieg weite Teile der historischen Altstadt. Nur 17 Bürger der ehemals 1000 Einwohner überlebten den Feldzug, so Schlecht. Die heimatliche Liebe zog jedoch schon bald wieder einige der versprengten Bürger zurück in die alte Heimat. Gemeinsam mit etlichen Neubürgern aus verschiedenen Nationen bauten so rund 700 Bürger das in Schutt und Asche liegende Renchen zu einer aufstrebenden Gemeinde auf. Grimmelshausen verschlug es schließlich 1667 nach Renchen, wo er als Schultheiß tätig wurde.
Mit einer Führung im Museum ging der Kulturabend schließlich zu Ende.

 

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Veröffentlicht in Erlach

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