Lebensspuren in der NS-Zeit

Veröffentlicht auf von Acher-Rench-Zeitung

Inge Auerbach und Gardy-Käthe Ruder sprechen über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte

 

http://www.baden-online.de/news/images/news_lokales/artikel_arz/20797_1.jpgHolocaust im Gedächtnis einer Puppe« war der Titel der ersten Veranstaltung der Kinder- und Literaturtage, die im Renchener Museumskeller stattfand Themen waren das Schicksal von Inge Auerbacher, die als Kind den Holocaust überlebte, die Bedeutung, die ihre Puppe »Marlene« dabei spielte, die Verfilmung der Geschichte und die Schwierigkeit, mit dem Schicksal der überlebenden Juden in Deutschland angemessen umzugehen.
Gemeinsamkeiten
Gardy-Käthe Ruder zeigte auf, wo sich ihre Lebensspuren und die von Inge Auerbacher begegneten. Sie berichtete von ihrer Großmutter Katharina, 1898 in Lahr geboren und 1940 in der NS-Tötungsanstalt Grafeneck ermordet. Zum Gedenken an sie brachte Ruder die Aktion »Stolpersteine« in Lahr auf den Weg. Diese rund zehn auf zehn Zentimeter großen Steine sind kleine, unscheinbare Gedenktafeln. Sie werden an den letzten Wohnorten der Opfer des Nationalsozialismus ebenerdig in den Gehwegbereich eingelassen und sollen an diese Mitbürger erinnern. Gardy-Käthe Ruder dokumentierte auch die Entstehung des Films »The Olympic Doll«. Der Regisseur und Produzent Giora Gerzon stellt dabei das Geheimnis der Puppe »Marlene« in den Mittelpunkt. Bei der Entstehung des Films war neben Michael Nathanson und Karl Kopp auch Inge Auerbacher dabei, um deren Puppe es bei dem Film letztlich ging.
Inge Auerbacher ging anschließend auf ihre Lebensgeschichte ein. Sie berichtete von ihrer behüteten Kindheit, über die die Gräuel der NS-Zeit hereinbrachen. Im Alter von drei Jahren wurde sie mit ihren Eltern deportiert und landete im Konzentrationslager Theresienstadt. Immer mit dabei war ihre Puppe

Sie half dem jüdischen Mädchen Inge Auerbacher, die Hölle des KZ Theresienstadt zu überleben und zur Stimme von 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kindern zu werden. Inge Auerbacher brauchte ihre Puppe, die sie »Marlene« nannte, um zu überleben. In qualvollen Stunden wurde »Marlene« für sie zur Vertrauten, zur Beschützten und gleichzeitig zur Beschützenden. Auerbacher schilderte in bewegenden Bildern und Zeichnungen die Zustände im KZ, den über Theresienstadt gedrehten NS-Propagandafilm, der die Wirklichkeit verschleierte, und schließlich die Befreiung am 8. Mai 1945. Dargestellt wurden auch die Emigration der Familie 1946 in die USA und die schwere Tuberkulose-Erkrankung als Spätfolge der KZ-Bedingungen. Seit über 60 Jahren lebt sie in New York.
Anschließend war wieder Gardy-Käthe Ruder an der Reihe. Sie schilderte ihre Erfahrungen bei den Versuchen, mit der Erinnerung an die Verfolgung der Juden in der NS-Zeit angemessen umzugehen. So hatte sie mit einer Schulklasse das Schaufenster im Geburtshaus von Inge Auerbacher in Kippenheim gestaltet und unter anderem mit Puppen des Modells »Inge« – schon zwei Wochen später war das Fenster wieder geräumt. Vom damaligen Rektor Karl Kopp kam die Anregung, die Schule in Kippenheim nach Inge Auerbacher zu benennen. Der Antrag wurde abgelehnt – mit der Begründung, es gebe ja nur eine Schule im Ort, ein Name sei deshalb nicht notwendig.
Antrag abgelehnt
»In den USA hat Inge Auerbacher zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erhalten«, so Ruder, in Deutschland sei man da zurückhaltender. Sie ging auch auf den berühmtesten Sohn Kippenheims ein, den Schneider Johann Georg Stulz von Ortenberg. Er gründete eine Stiftung und ein Spital in Kippenheim, an ihn wird mit Straßennamen und Denkmalen erinnert. Die Gemeinsamkeit mit Inge Auerbacher: Sie wurden beide im gleichen Haus in Kippenheim geboren. Der Unterschied: Das Gedenken an sie hält sich in Grenzen. Allerdings gelang es, zu ihrem 75. Geburtstag eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus anzubringen, die in einer würdigen Feier enthüllt wurde.

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